Ausstellung: Köln 1914 – Metropole im Westen: Eine Rezension
Im Anschluss an die diesjährige Mitgliederversammlung lud der Förderverein Mitglieder und Gäste zu einer Führung durch die gerade eröffnete Sonderausstellung des Kölnischen Stadtmuseums ein. Das Besondere: Direktor Mario Kramp und Kurator Sascha Pries, beide auch im Förderverein aktiv, nahmen sich der etwa 35 Interessierten an.
Die Ausstellung, die außer im KSM noch im Museum für angewandte Kunst (MAKK) und der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA) gezeigt wird, widmet sich der Metropole Köln im ersten Kriegsjahr. Natürlich ist der zeitliche Bogen aber weiter zu spannen und so taucht der Besucher ein in die pulsierende Großstadt nach 1900 mit ihren Warenhäusern, ihrer Kulturszene, ihren Vergnügungen und ihrem Alltagsgeschehen. Vorbei an den Schaufenstern des Kaufhauses Tietz und ihrer glitzernden Warenwelt erscheinen die ersten Vorboten des Krieges: Ballveranstaltungen werden von militärischen „Sittenwächtern“ beaufsichtigt, Nahrungsmittel werden knapp, Industrieproduktion wird auf Kriegswirtschaft umgestellt. Im Vorteil ist der, der schon vorher Sport getrieben hat, denn dann fällt ihm das Schleudern der Handgranaten leichter.
Im zweiten Stock der Alten Wache, die das KSM für seine Sonderausstellungen nutzt, ist der Krieg dann schon allgegenwärtig. Ein Maschinengewehr steht zentral im Raum, hinter dem sich ein Weihnachtsbaum vor einem nachgebauten Schützengraben erhebt. Man muss schon abgebrüht sein, wenn einem die Bilder und Abbildungen von Verletzungen, die dieser erste mechanisierte Massenkrieg bei seinen Teilnehmern anrichtete, kalt lassen. Aber nicht nur die an der Front kämpfenden Soldaten sind Kugeln und Granaten ausgesetzt. Erstmals in der Geschichte bleibt auch die Zivilbevölkerung hinter der Front nicht verschont. Flugzeuge und Luftschiffe tragen ihre tödliche Fracht nun auch bis tief in das feindliche Territorium hinein. Auch Köln hat erste Tote durch Bombardements zu verzeichnen. Im Vergleich zum Zweiten Weltkrieg sind die Verluste an Menschenleben zwar kaum nennenswert, aber die Büchse der Pandora ist geöffnet.
Übrigens wurde nicht nur an dieser Stelle echte historische Forschungsarbeit geleistet. Dies war so vorher nicht in dem Maße oder gar nicht bekannt. Erst die Vorbereitung zur Ausstellung brachten die Erkenntnisse zum Bombenkrieg zu Tage, wie überhaupt eine Reihe von Ausstellungsstücken, die lange Zeit in den Depots schlummerten erstmals oder endlich einmal wieder gezeigt werden.
Die Ausstellung und die begleitende Publikation sind ein Muss für alle an der Stadtgeschichte Interessierten. Der einzige Wehmutstropfen ist die Ausstellunggestaltung. Hier bleibt das Stadtmuseum hinter den modernen Möglichkeiten zurück. Das sei aber nicht dem Kölnischen Stadtmuseum zur Last gelegt: 100.000 Euro mehr für das Budget hätten sicher Einiges bewirkt.