Rückblende: Tagung „Ganz großes Kino – Filmmetropole Köln“
Bewegte Bilder sind heutzutage etwas Selbstverständliches. Sie begegnen uns im Fernsehen, im Internet und auf Facebook. Wir können mit unseren Mobiltelefonen selbst Filme aufnehmen und wiedergeben - seit Kurzem sogar auch schneiden. Filme und Filmchen sind heute überall.
Das war lange Zeit anders: Vor noch gar nicht allzu langer Zeit waren Filme eine Sensation.
1896 fand die erste öffentliche Filmvorführung in Deutschland statt - ausgerechnet in Köln. Zu sehen waren „Straßenszenen mit Hunderten von Menschen in natürlicher Größe“, wie das Kölner Tagesblatt später zu berichten wusste. Das Publikum war begeistert und der Siegeszug des Films nicht mehr aufzuhalten. Schon bald wurden für dessen Vorführung eigene Vorführstätten, die Kinos, errichtet. Kino war lange Zeit ein beliebtes Freizeitvergnügen, bevor das Fernsehen das Verlassen des Hauses nicht mehr nötig machte, um Filme anzuschauen. Erst das Event-Kino im Multiplex-Saal befreite das Kino aus seiner Krise, in das es Anfang der 1970er Jahre geschlittert war. Das ist in kurzen Worten die bundesdeutsche Kinogeschichte der letzten 120 Jahre, deren Kölner Ausprägung sich die Tagung des Fördervereins am 17. Juni annahm.
Mehr als 80 interessierte Zuhörer trafen sich im Kino des Kölner Filmhauses, um sich über die Kölner Kinogeschichte zu informieren und darüber zu diskutieren. Irene Schoor und Marion Kranen von Köln im Film führten die Teilnehmer der Tagung in zwei Abschnitten in diese Geschichte ein, wobei weniger die vorgeführten Filme als vielmehr die Kölner Kinos im Mittelpunkt standen. Martin Loiperdinger von der Universität Trier widmete sich in seinem Vortrag der Förderung des frühen Films durch den Kölner Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerck und machte dadurch klar, dass es kein Zufall war, dass Köln der Ort war, an dem in Deutschland zum ersten Mal ein Film vorgeführt wurde.
Das Kino als spezielles Gebäude, das eine besondere Architektur erforderte, die andererseits aber auch immer von den technischen Möglichkeiten und geschmacklichen und wirtschaftlichen Vorgaben der Zeit geprägt war, war das Thema von Sabine Steidle (Haus der Geschichte Bonn). Sie zeigte, dass es sogar eine nationalsozialistische Vorstellung von Kinoarchitektur gab.
Rüdiger Schmidt-Sodingen (Zeitschrift „Choices“), der früher selbst in mehreren Programm-Kinos gearbeitet hatte, ließ das Publikum nachvollziehen, wie die Filmkunstkinos und ihre Philosophie die Kölner Kinolandschaft, wenn auch nur in einer Nische, umkrempelten.
Ein besonderes Schmankerl hatte Joachim Oepen (Historisches Archiv des Erzbistums Köln) parat: Er konnte Ausschnitte aus einem lange verschollenen Film zeigen, der den Bau des Severinusheims bei St. Severin 1931 dokumentierte. Bei den Recherchen zu den Hintergründen des Films und seiner Dreharbeiten kam außerdem zu Tage, dass das Severinusheim auch als Pfarrkino angelegt war, denn in den Bauplänen war ein Kino-Vorführraum ausgewiesen, der völlig in Vergessenheit geraten war.
Den Abschluss bildete Wolfgang Dresler, der ein breites Potpourri an Werbefilmen Kölner Unternehmen vorführte. Ein amüsanter Abschluss einer insgesamt gelungenen Tagung, die nicht nur zeigte, dass Kinogeschichte auch Stadtgeschichte ist, sondern auch noch einmal verdeutlichte, welche Bedeutung das Medium Film für die Erforschung der Stadtgeschichte hat.